Es gibt viele verschiedene Antworten auf die Frage, ob und inwieweit die Denervierungsatrophie aufgehalten werden kann. Therapeutische Eingriffe zielen darauf ab, den Muskelschwund zu verzögern, leider oft ohne diesen Prozess vollständig aufhalten zu können. Ein geschädigter Muskel verliert in etwa 8 bis 10 Wochen ca. zwei Drittel seines Volumens und Gewichts.
Mit Hilfe der Elektrostimulation können denervierte Muskeln stimuliert und Kontraktionen ausgelöst werden, die eine Atrophie verhindern oder verlangsamen und möglicherweise die Regeneration der peripheren Nerven unterstützen. Die Tatsache, dass der gelähmte Muskel seine Akkommodationsfähigkeit verloren hat, ermöglicht eine funktionelle selektive Stimulation gelähmter (denervierter) Muskeln im Vergleich zu nicht denervierten Muskeln in unmittelbarer Nähe oder im Vergleich zu ihren Antagonisten. Der gelähmte Muskel reagiert auf einen langen exponentiellen (dreieckigen) Impuls, während der gesunde Muskel erst bei wesentlich stärkeren Strömen (2 – 5fach) kontrahiert. Dadurch ist es möglich, mit langen exponentiellen Impulsen eine selektive Kontraktion der gelähmten Muskeln zu erreichen. Gleichzeitig ist die Stimulation empfindlich und keine Belastung für den Patienten, da die empfindlichen Nervenfasern sich anpassen können.