Die Dreigroschenoper (dt. Bearbeitung 1954)
Spiel mit Musik.
Von Bertolt Brecht und Kurt Weill in Zusammenarbeit mit Elisabeth Hauptmann, nach John Gays The Beggar’s Opera.
Englische Bearbeitung von Marc Blitzstein.
Marc Blitzstein website
Aufführungsinformationen
Synopsis
Liederliste
Aufnahmen
Presseausschnitte
Scott Merrill und Lotte Lenya
aus der Off-Broadway Produktion von 1954.
Informationen zur Aufführung
Besetzung: Gesangsrollen — Street Singer (Tenor oder hoher Bariton), Macheath (hoher Bariton), Mr. J.J. Peachum (Bassbariton), Mrs. Peachum (Alt), Polly Peachum (Sopran), Tiger Brown (Bariton), Lucy Brown (Mezzo), Jenny (Mezzo), Smith, Ensemble.
Sprechrollen — Filch, der Pfarrer Kimball, die Diebesbande, Bettler, Prostituierte, Polizisten.
Orchester: Reed 1 (cl, alto sax), Reed 2 (cl, ten. sax); 2 tpt, tbn; banjo (gtr, Hawaiian gtr) timp & perc, piano (harmonium and celesta).
Dauer: abendfüllend, 55 Minuten Musik
Veröffentlichte Ausgaben: vocal selections, Warner Bros. SF0137
Performance Rights and Rentals: USA, UK, BREV: EAMC
Erstaufführung: 10. März 1954, New York, Theater de Lys, Carmen Capalbo, Dir, Samuel Matlowsky, cond.
Hinweis zur Orchestrierung, Gebietsabkürzungen und Verlagssymbolen.
Synopsis
Prolog
Nach der Ouvertüre kommt der Straßensänger mit einer Drehorgel auf die Bühne und singt von den Verbrechen des berüchtigten Banditen und Frauenhelden Macheath, Mack the Knife („Ballad of Mack the Knife“). Schauplatz ist ein Jahrmarkt in Soho (London), kurz vor der Krönung von Königin Victoria.
Akt I
Akt I beginnt im Laden von Jonathan Peachum („Morning Anthem“), der die Bettler Londons kontrolliert, sie ausrüstet und ausbildet und dafür einen Anteil an ihren „Einkünften“ erhält. Mit Hilfe seiner Frau nimmt er einen neuen Bettler auf, woraufhin die beiden feststellen, dass ihre erwachsene Tochter Polly in der vergangenen Nacht nicht nach Hause gekommen ist („Instead Of Song“). Die Szene verlagert sich in einen leeren Stall, wo Macheath Polly heiraten will, sobald seine Bande alle notwendigen Lebensmittel und Einrichtungsgegenstände gestohlen und herbeigeschafft hat („Wedding Song“). Es werden keine Gelübde ausgetauscht, aber Polly ist zufrieden, und alle setzen sich zu einem Festmahl zusammen. Da keines der Bandenmitglieder für die passende Unterhaltung sorgen kann, macht Polly es selbst („Pirate Jenny“). Die Bande wird nervös, als der Polizeichef Tiger Brown eintrifft, aber Brown entpuppt sich als ein alter Armeekumpel von Mack („Army Song“), der ihn all die Jahre vor der Verhaftung bewahrt hat. Alle anderen verschwinden und Mack und Polly feiern ihre Liebe („Love Song“). Dann kehrt Polly nach Hause zurück und verkündet trotzig ihre Heirat, während ihre Eltern sie drängen, sich scheiden zu lassen, und Mrs. Peachum beschließt, Macks Lieblingsprostituierte zu bestechen („Ballad of Dependency“). Polly enthüllt Macks Verbindungen zu Brown, was Mr. und Mrs. Peachum auf eine Idee bringt, wie sie Mack in die Falle locken können, und das Trio meditiert über die Korruption der Welt („The World Is Mean“).
Act II
Polly erzählt Mack, dass ihr Vater ihn verhaften lassen wird. Er trifft Vorkehrungen, London zu verlassen, erklärt Polly sein „Banditengeschäft“, damit sie es in seiner Abwesenheit führen kann, und reist ab („Melodrama“ und „Polly’s Song“). Polly übernimmt die Bande entschlossen, als Mrs. Peachum Jenny, Macks alte Geliebte, besticht, ihn auszuliefern („Ballad of Dependency“ Reprise). Auf dem Weg aus London macht Mack in seinem Lieblingsbordell Halt, um Jenny zu besuchen („Tango Ballad“). Brown kommt an und verhaftet Mack entschuldigend, der daraufhin ins Gefängnis kommt. Er besticht den Wärter, damit er ihm die Handschellen abnimmt („Ballad of the Easy Life“); dann taucht seine Freundin Lucy – Browns Tochter – auf und macht ihr eine Liebeserklärung („Barbara Song“). Polly trifft ein, und sie und Lucy streiten sich („Jealousy Duet“). Nachdem Polly gegangen ist, plant Lucy die Flucht von Mack. Als Mr. Peachum davon erfährt, bedroht er Brown und zwingt ihn, die Polizei auf Mack anzusetzen. Die Handlung unterbricht für eine weitere Meditation über die unangenehme menschliche Bedingung („How to Survive“).
Akt III
Jenny kommt in den Laden der Peachums, um ihr Bestechungsgeld zu verlangen, das Mrs. Peachum nicht zahlen will. Jenny verrät, dass Mack im Haus von Suky Tawdry ist. Als Brown eintrifft, entschlossen, Peachum und die Bettler zu verhaften, muss er zu seinem Entsetzen feststellen, dass die Bettler bereits in Position sind und nur Mr. Peachum sie aufhalten kann („Useless Song“). Um Peachum zu beschwichtigen, bleibt Brown nichts anderes übrig, als Mack zu verhaften und hinrichten zu lassen. Jenny beklagt Macks Schicksal („Solomon Song“). In der nächsten Szene ist Mack wieder im Gefängnis („Call from the Grave“). Er bittet die Bande, ein ausreichendes Bestechungsgeld aufzubringen, aber sie können es nicht („Call from the Grave“ Teil 2). Eine Parade von Besuchern – Brown, Jenny, Peachum und Polly – tritt auf, als Mack sich auf den Tod vorbereitet („Todesnachricht“). Dann eine plötzliche Wendung: Ein berittener Bote kommt und verkündet, dass Macheath von der Königin begnadigt wurde und ein Schloss und eine Pension erhält („Der berittene Bote“). Der Straßensänger trägt die Coda vor („Ballad of Mack the Knife“ Reprise).
Liederliste
Ballade von Mack the Knife
Morgenhymne
Anstatt Lied
Hochzeitslied
Piraten-Jenny
Armee-Lied
Liebeslied
Ballade der Abhängigkeit
Erstes Dreigroschenfinale – Die Welt ist gemein
Polly’s Song
Tango Ballade
Ballade vom leichten Leben
Barbara Song
Eifersuchtsduett
Zweites Dreigroschen Finale – How to Survive
Useless Song
Solomon Song
Call from the Grave
Death Message
Drittes Dreigroschen Finale – Mounted Messenger
Ballad of Mack the Knife: Reprise
Aufnahmen
Decca Broadway CD 012 159 463-2 (Europäische Wiederveröffentlichung Line Music/Cantus Classics 5.00951) | Lotte Lenya, Scott Merrill, Original Off-Broadway Cast, Samuel Matlowsky, cond. |
West Hill Radio Archives CD WHRA-6048 |
Lotte Lenya, Marc Blitzstein, David Brooks, Jo Sullivan, Leonard Bernstein, cond. (Aufnahme einer frühen Version des Liedtextes mit Erzählung, 1952) |
Presseausschnitte
„Ein ausgezeichnetes und reizvolles Kunstwerk, markant, sardonisch, originell, humorvoll und immer interessant.“
–New York Post, 1954
„Eine Tour de Force. Manchmal schreibt Weill mit der Unverschämtheit, der Gleichgültigkeit und der müden Routine eines Jazz-Schreiberlings. Aber Sie hören hier keinen handwerklich hergestellten Jazz. Sie hören einen Meister seines Fachs, der in seiner Partitur alles Mögliche sagt … mit Weltschmerz, Mitgefühl und Verzweiflung, in einem klanglichen Dialekt, der einige reizvolle Melodien und einige treffende Dissonanzen enthält. . . . Jahrhundert.“
–New York Times, 1954
„Dieses schmutzig-schöne Vaudeville über das Leben in einem viktorianischen Londoner Slum, unterlegt mit Kurt Weills abwechselnd schrillen und klagenden Varieté-Melodien, hat kein Alter.“
–Cue, 1954
„Die Dreigroschenoper widersteht der Tugend auf bewundernswerte Weise.“
–New York Times, 1956
„Bertolt Brechts und Kurt Weills bahnbrechende Kritik von 1928 an Kapitalismus, Eigennutz und Bourgeoisie passt .
–Chicago Daily Herald, 2008
„Mit Brechts bissig-satirischem Blick auf die Bedeutung von Moral in einer Gesellschaft, die von Gangstern, Bettlern, Prostituierten und korrupten Polizisten bevölkert ist, und Weills kantiger, Opern-meets-Cabaret-Musik . . diese Show war fast unwiderstehlich.“
–Chicago Sun-Times, 2008
„Was für ein Genuss! . . . Einige der witzigsten, eingängigsten, ätzendsten Oden, die je eine musikalische Komödie zierten. . . . Es gibt herausstechende Zeilen (z. B. eine unverhohlene Gleichsetzung von Bankern mit Kriminellen), die gestern geschrieben worden sein könnten. Aber der ewige Widerspruch der Dreigroschenoper ist, dass sie dem politisch blasierten Bürgertum in die Hand beißt und es gleichzeitig kitzelt.“
–Seattle Times, 2011
„Ein absoluter Triumph . . . Ein durch und durch fesselnder, wenn auch nicht immer schöner Abend des Musiktheaters.“
–Broadway World, 2011
„Die Dreigroschenoper ist eines jener seltenen Beispiele für die Transformation eines großen Theaterstücks aus einer Epoche in ein erfolgreiches Werk einer späteren Epoche. . . . Brechts soziale und ökonomische Predigt ist auch in unserer Zeit noch aktuell.“
–Madison Daily Page, 2011
„Klug, sardonisch und äußerst unterhaltsam.“
–Madison Capital Times, 2011
Siehe auch Die Dreigroschenoper, für die Originalfassung auf Deutsch.