Assyrien begann als kleine Handelsgemeinschaft, deren Zentrum die antike Stadt Ashur war, und wuchs zum größten Reich der antiken Welt heran, noch vor den Eroberungen Alexanders des Großen und, nach ihm, des römischen Reiches. Zwar waren die administrativen Fähigkeiten der Assyrer beeindruckend, und sie konnten, wenn nötig, geschickt diplomatisch vorgehen, aber das waren nicht die Mittel, mit denen das Reich wuchs und die antike Welt von Ägypten im Süden über die Levante und Mesopotamien bis nach Kleinasien beherrschte; es waren ihre Fähigkeiten in der Kriegsführung.
Die assyrische Kriegsmaschinerie war bis zum Untergang des Reiches im Jahr 612 v. Chr. die effizienteste Militärmacht der antiken Welt. Das Geheimnis ihres Erfolges waren ein professionell ausgebildetes stehendes Heer, eiserne Waffen, fortgeschrittene technische Fähigkeiten, effektive Taktiken und vor allem eine völlige Rücksichtslosigkeit, die die Assyrer gegenüber ihren Nachbarn und Untertanen auszeichnete und die auch heute noch den Ruf Assyriens prägt. Ein Satz, den die assyrischen Könige in ihren Inschriften über militärische Eroberungen oft wiederholten, lautet: „Ich zerstörte, verwüstete und verbrannte die Städte, Dörfer und Regionen, die sich der assyrischen Herrschaft widersetzten.“
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Die assyrischen Könige ließen nicht mit sich spaßen, und ihre Inschriften schildern anschaulich das Schicksal, das denjenigen bevorstand, die sich ihnen widersetzten. Der Historiker Simon Anglim schreibt:
Die Assyrer schufen die erste große Armee der Welt und das erste große Reich der Welt. Dies wurde durch zwei Faktoren zusammengehalten: ihre überlegenen Fähigkeiten im Belagerungskrieg und ihr Vertrauen auf schieren, unverfälschten Terror. Die Assyrer verlangten stets, dass an denjenigen, die sich ihnen widersetzten, ein Exempel statuiert wurde; dazu gehörten Deportationen ganzer Völker und grausame körperliche Bestrafungen. Eine Inschrift aus einem Tempel in der Stadt Nimrod berichtet über das Schicksal der Anführer der Stadt Suru am Euphrat, die sich gegen König Aschurbanipal auflehnten und von ihm zurückerobert wurden:
Ich errichtete eine Säule am Stadttor und häutete alle führenden Männer, die sich aufgelehnt hatten, und bedeckte die Säule mit ihren Häuten; einige mauerte ich in der Säule ein, andere spießte ich an der Säule auf.“ Solche Bestrafungen waren nicht unüblich. Außerdem wurden Inschriften, die diese grausamen Vergeltungsmaßnahmen aufzeichneten, im ganzen Reich zur Warnung angebracht. Diese offiziell sanktionierte Grausamkeit scheint jedoch das Gegenteil bewirkt zu haben: Obwohl die Assyrer und ihre Armee respektiert und gefürchtet wurden, waren sie vor allem verhasst, und die Untertanen ihres Reiches befanden sich in einem fast ständigen Zustand der Rebellion. (185-186)
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Da die Untertanenstaaten versuchten, sich vom Reich zu lösen, wann immer sie eine Chance auf Erfolg witterten, war ein stehendes Heer notwendig, um die Stabilität des Reiches gegen Feinde im Innern zu sichern, und da benachbarte Königreiche wie Urartu und Elam häufig in assyrisches Gebiet eindrangen, war ein Berufsheer auch zur Landesverteidigung erforderlich. Diese Überlegungen führten jedoch erst unter der Herrschaft von Tiglath Pileser III. (745-727 v. Chr.) zu praktischen Veränderungen im Militärwesen.
Das frühe assyrische Heer
Das assyrische Heer war schon lange vor der Thronbesteigung Tiglath Pilesers III. eine gewaltige Macht. Schon unter Schamaschi-Adad (1813-1791 v. u. Z.) hatte sich das assyrische Militär als effektive Kampfkraft erwiesen. In der als Mittleres Reich bezeichneten Periode setzten Könige wie Aschur-Uballit I. (1353-1318 v. Chr.) die Armee bei der Eroberung des Mitanni-Gebietes mit großer Effizienz ein, und der König Adad Nirari I. (1307-1275 v. Chr.) erweiterte das Reich durch militärische Eroberungen und schlug interne Rebellionen rasch nieder.
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Adad Nirari I. eroberte die Mitanni vollständig und begann, was unter dem Assyrischen Reich zur Standardpolitik werden sollte: die Deportation großer Teile der Bevölkerung. Da Mitanni nun unter assyrischer Kontrolle stand, beschloss Adad Nirari I., dass die beste Methode zur Verhinderung künftiger Aufstände darin bestand, die früheren Bewohner des Landes zu vertreiben und sie durch Assyrer zu ersetzen. Dies sollte jedoch nicht als grausame Behandlung von Gefangenen verstanden werden. Die Historikerin Karen Radner schreibt dazu:
Die Deportierten, ihre Arbeitskraft und ihre Fähigkeiten waren für den assyrischen Staat äußerst wertvoll, und ihre Umsiedlung wurde sorgfältig geplant und organisiert. Wir dürfen uns keine Trecks von mittellosen Flüchtlingen vorstellen, die eine leichte Beute für Hunger und Krankheiten waren: die Deportierten sollten so bequem und sicher wie möglich reisen, um ihr Ziel in guter körperlicher Verfassung zu erreichen. Wann immer Deportationen in der assyrischen kaiserlichen Kunst dargestellt sind, werden Männer, Frauen und Kinder in Gruppen gezeigt, die oft auf Fahrzeugen oder Tieren reiten und niemals in Fesseln. Es gibt keinen Grund, an diesen Darstellungen zu zweifeln, da die assyrische erzählende Kunst ansonsten nicht vor der grafischen Darstellung extremer Gewalt zurückschreckt. (1)
Die Deportierten wurden sorgfältig nach ihren Fähigkeiten ausgewählt und in Regionen geschickt, in denen ihre Talente am besten genutzt werden konnten. Nicht jeder aus der eroberten Bevölkerung wurde für die Deportation ausgewählt, und die Familien wurden nie getrennt. Diejenigen Teile der Bevölkerung, die sich den Assyrern aktiv widersetzt hatten, wurden getötet oder in die Sklaverei verkauft, aber die allgemeine Bevölkerung ging im wachsenden Reich auf und wurde als Assyrer betrachtet. Diese Politik wurde von den Königen, die auf Adad Nirari I. folgten, bis zum Zusammenbruch des assyrischen Reiches im Jahr 612 v. Chr. verfolgt.
Tiglath Pileser I. (1115-1076 v. Chr.) erneuerte das Militär und baute das Reich weiter aus. Die militärischen Erfolge dieser Könige und derer, die ihnen folgten, sind umso beeindruckender, wenn man bedenkt, dass sie nur eine Teilzeitarmee zur Verfügung hatten. Die Armeen der antiken Welt bestanden aus Wehrpflichtigen, die größtenteils Bauern waren. Daher wurden die Feldzüge im Sommer zwischen der Aussaat im Frühjahr und der Ernte im Herbst durchgeführt. Kriege wurden in den Wintermonaten überhaupt nicht geführt.
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Dieses Paradigma änderte sich unter Tiglath Pileser III., der die Art und Weise, wie Kriege fortan geführt wurden, völlig veränderte: Er schuf das erste professionelle Militär der Welt. Der Historiker D. Brendan Nagle schreibt:
Die Armee war eine integrierte Kampftruppe aus Infanterie, Kavallerie und Spezialkräften wie Schleuderern und Bogenschützen. Sie war die erste Armee, die systematisch Ingenieur- und Kampftechniken kombinierte. Ihre Ingenieure entwickelten Belagerungsmaschinen, bauten Brücken, gruben Tunnel und perfektionierten die Versorgungs- und Kommunikationssysteme. Die weit verbreitete Verwendung von Eisenwaffen ermöglichte es ihr, eine große Zahl von Soldaten ins Feld zu schicken. (49)
Eine Berufsarmee
Tiglath Pileser III. ordnete an, dass von nun an Männer als Berufssoldaten angeworben und ausgebildet werden und als Vollzeitbeschäftigung im Militär dienen sollten. Er förderte den Handel, die Herstellung von Eisenwaffen und den Erwerb von Pferden sowie den Bau von Kriegswagen und Belagerungsmaschinen.
Nachdem er seine Armee auf Hochtouren laufen ließ, setzte er sie ein. Er marschierte nach Norden, um 743 v. Chr. das Königreich Urartu zu besiegen, das lange Zeit ein mächtiger Feind der Assyrer gewesen war. Nachdem er Urartu unter assyrische Kontrolle gebracht hatte, marschierte er nach Westen in Syrien und bestrafte 741 v. Chr. das Königreich Arpad, das mit Urartu verbündet war. Er belagerte die Stadt drei Jahre lang, und als sie fiel, ließ er sie zerstören und die Einwohner abschlachten. Diejenigen, die überlebten, wurden in andere Regionen deportiert.
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Feldzüge wie die lange Belagerung von Arpad konnten nur von einer professionellen Armee durchgeführt werden, wie sie Tiglath Pileser III. geschaffen hatte, und, wie der Historiker Dubovsky feststellt, hätte diese Expansion des assyrischen Reiches ohne „die neue Organisation der Armee, die verbesserte Logistik und Bewaffnung“ und insbesondere die Verwendung von Eisenwaffen anstelle von Bronze nicht stattfinden können (153). Eisenwaffen konnten in Massenproduktion hergestellt werden, um eine viel größere Streitmacht auszurüsten, als zuvor ins Feld geschickt werden konnte, und sie waren natürlich stärker als Bronzewaffen.
Doch, wie Dubovsky erklärt: „Auch wenn wir eine Verbesserung in der Bewaffnung von Tiglath Pileser III. erkennen können, insbesondere bei den Belagerungsmaschinen, sind die Waffen allein niemals in der Lage, einen Krieg zu gewinnen, es sei denn, sie werden in einer sorgfältig geplanten Kampagne eingesetzt“ (153). Die glänzenden Erfolge Tiglath Pilesers III. in der Schlacht beruhten auf seinen militärischen Strategien und seiner Bereitschaft, alles zu tun, was nötig war, um seine Ziele zu erreichen.
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Zudem verfügte er über die größte, am besten ausgebildete und am besten ausgerüstete Kampftruppe der Weltgeschichte bis zu diesem Zeitpunkt. Der Gelehrte Paul Kriwaczek beschreibt, wie das Heer um 740 v. Chr. auf einen Gegner gewirkt hätte:
Er hätte in der Mitte der Formation den Hauptteil der Infanterie gesehen, kompakte Phalanxen von Speerkämpfern, deren Waffenspitzen in der Sonne glitzerten, jeweils in zehn Reihen zu zwanzig Rängen angeordnet. Er hätte über die Disziplin und Präzision ihrer Manöver gestaunt – und vielleicht auch gezittert -, die im Gegensatz zu der relativ freizügigen Art früherer Armeen standen, denn mit den Reformen war eine hochentwickelte und effektive Kommandostruktur eingeführt worden. Die Infanteristen kämpften in Zehnergruppen, die jeweils von einem Unteroffizier angeführt wurden und sich in Kompanien von fünf bis zwanzig Gruppen unter dem Kommando eines Hauptmanns zusammenschlossen. Sie waren gut geschützt und noch besser ausgerüstet, denn Assyrien stellte die ersten Eisenarmeen auf: Eisenschwerter, eiserne Speerklingen, Eisenhelme und sogar Eisenschuppen, die als Rüstung auf die Tuniken genäht waren. Die Waffen aus Bronze waren keine echte Konkurrenz: Das neue Material war billiger, härter und weniger spröde, konnte schärfer geschliffen werden und hielt die Schärfe viel länger. Da es im nordmesopotamischen Kernland keine Eisenerze gab, wurden alle Anstrengungen unternommen, um alle nahe gelegenen Quellen des Metalls unter assyrische Kontrolle zu bringen. Die assyrischen Speerträger waren auch mobiler als ihre Vorgänger. Anstelle von Sandalen trugen sie nun die wohl einflussreichste und langlebigste Erfindung des assyrischen Militärs: den Armeestiefel. In diesem Fall handelte es sich um kniehohe Lederschuhe mit dicken Sohlen, Stollen und Eisenplatten zum Schutz der Schienbeine, die es zum ersten Mal ermöglichten, in jedem Gelände zu kämpfen, egal wie rau oder nass es war, ob in den Bergen oder im Sumpf, und zu jeder Jahreszeit, ob im Winter oder im Sommer. Dies war die erste Allwetter- und Ganzjahresarmee. (236)
Außerdem gab es Bogenschützen und Schleuderer, die Bogenschützen mit dem neuen Kompositbogen, der weit über die vorrückende Infanterie schießen konnte, und an vorderster Front die Belagerungsmaschinen der Stoßtruppen und
…Streitwagenverbände, mobile Raketenplattformen, das antike Äquivalent der Panzer. Diese wurden nicht mehr im langsamen Tempo von Eseln gezogen, sondern von viel schnelleren, größeren und robusteren Tieren: Pferden. Jeder Streitwagen wurde von bis zu vier dieser Tiere angetrieben. (Kriwaczek, 237)
Mit dieser gewaltigen Armee begründete Tiglath Pileser III. die große Ausdehnung des Assyrischen Reiches. Bis zum Jahr 736 v. Chr. umfasste sein Reich ganz Mesopotamien und die Levante, ein Gebiet, das sich vom Persischen Golf bis zum heutigen Iran, über das Mittelmeer und durch Israel hindurch erstreckte. Dieses Reich und seine gewaltige Armee vermachte er seinem jüngeren Sohn Sargon II. (722-705 v. Chr.), dem Gründer der Sargoniden-Dynastie und größten König des neuassyrischen Reiches.
Die neuassyrische Armee & Belagerungskrieg
Obwohl die Belagerungsmaschine schon früher im Reich eingesetzt worden war, wurde sie während der Periode, die als Neuassyrisches Reich (934-610 v. Chr. oder 912-612 v. Chr.) bekannt ist, am effektivsten eingesetzt. Anglim schreibt:
Die assyrische Armee zeichnete sich vor allem im Belagerungskrieg aus und war wahrscheinlich die erste Streitmacht, die über ein eigenes Ingenieurkorps verfügte…Angriff war ihre Haupttaktik gegen die stark befestigten Städte des Nahen Ostens. Sie entwickelten eine Vielzahl von Methoden, um feindliche Mauern zu durchbrechen: Sappeure wurden eingesetzt, um Mauern zu untergraben oder Feuer unter hölzernen Toren zu entfachen, und Rampen wurden errichtet, damit Männer über die Wälle steigen oder einen Durchbruch im oberen Teil der Mauer versuchen konnten, wo diese am wenigsten dick war. Mobile Leitern ermöglichten es den Angreifern, Gräben zu überqueren und jeden beliebigen Punkt der Verteidigungsanlagen schnell anzugreifen. Diese Operationen wurden durch Massen von Bogenschützen gedeckt, die den Kern der Infanterie bildeten. Der Stolz des assyrischen Belagerungszuges waren jedoch seine Maschinen. Es handelte sich um mehrstöckige Holztürme mit vier Rädern und einem Turm auf der Spitze und einem, manchmal auch zwei Rammböcken an der Basis. (186)
Sargon II. setzte auf seinen Feldzügen effektiv die Belagerungsmaschinen ein und dehnte das Reich weiter aus als jeder König vor ihm. Seine Herrschaft gilt als absoluter Höhepunkt des assyrischen Reiches, und seine Feldzüge waren Musterbeispiele für Effizienz, brillante militärische Taktik, Mut und Rücksichtslosigkeit.
Die am besten dokumentierte assyrische Belagerung war jedoch die der Stadt Lachisch unter Sargons II. Sohn Sennacherib (705-681 v. Chr.). Sennacherib war wie jeder andere assyrische König stolz auf seine militärischen Eroberungen und ließ sie detailliert in Reliefs darstellen, die die Korridore seines Palastes in Ninive säumten.
Die Belagerung von Lachisch (701 v. u. Z.) begann, wie solche militärischen Auseinandersetzungen es oft taten, mit assyrischen Gesandten, die bis zu den Stadtmauern ritten, um die Kapitulation zu fordern. Den Menschen wurde gesagt, dass sie, wenn sie sich fügten, gut behandelt werden würden, während sie, wenn sie sich widersetzten, das gleiche Schicksal erleiden würden wie alle, die sich vor ihnen widersetzt hatten. Obwohl bekannt war, dass die Assyrer keine Gnade walten ließen, beschlossen die Verteidiger von Lachisch, das Risiko einzugehen und ihre Stadt zu halten. Anglim beschreibt den Verlauf der Belagerung, nachdem die Gesandten in das assyrische Lager zurückgekehrt waren:
Die Stadt wurde zunächst umstellt, um eine Flucht zu verhindern. Dann wurden Bogenschützen nach vorne gebracht, die unter dem Schutz von Riesenschilden die Zinnen räumten. Dann wandte der König die bewährte assyrische Methode an, eine irdene Rampe nahe der feindlichen Mauer zu errichten, sie mit flachen Steinen zu bedecken und eine Maschine vorzuschieben, die einen Belagerungsturm mit einem Rammbock kombinierte. Die Assyrer führten dann einen Angriff von zwei Seiten aus durch. Der Turm wurde die Rampe hinaufgerollt, und der Rammbock wurde gegen die Mitte der gegnerischen Mauer eingesetzt. Die Bogenschützen im Turm räumten die Zinnen, während die Bogenschützen am Boden nahe an die Mauer heranrückten, um einen Infanterieangriff mit Hilfe von Leitern zu decken. Die Kämpfe scheinen heftig gewesen zu sein, und der Angriff dauerte wahrscheinlich mehrere Tage, doch schließlich drangen die Assyrer in die Stadt ein. Die Archäologie hat ergeben, dass der Ort geplündert wurde und Hunderte von Männern, Frauen und Kindern dem Schwert zum Opfer fielen. Das Relief der Belagerung zeigt Gefangene, die zu Füßen Sennacheribs um Gnade flehen. Andere, die weniger Glück hatten, vielleicht die Anführer der Stadt, wurden auf Pfählen aufgespießt. (190)
Die von Anglim erwähnte irdene Rampe ist heute noch in Tel Lachish in Israel zu sehen. Bei Ausgrabungen wurden zahlreiche antike Artefakte aus der Belagerungszeit gefunden, darunter eine große Anzahl von Pfeilspitzen sowohl der Assyrer als auch der Verteidiger, Überreste von Waffen und über 1500 Schädel. Lachisch sollte anderen Städten als Mahnung dienen, wie aussichtslos der Widerstand gegen die assyrische Armee war. Anglim schreibt:
Mit diesen Methoden der Belagerung und des Schreckens, der Technologie und des Terrors wurden die Assyrer für fünf Jahrhunderte die unangefochtenen Herren des Nahen Ostens. Als sie fielen, hatte sich ihr Fachwissen über Belagerungstechnik in der ganzen Region verbreitet. (188)
Die Tatsache, dass die Belagerungsrampe von Lachisch mehr als 2000 Jahre nach ihrem Bau immer noch steht, während die Stadt, die mit ihrer Hilfe erobert wurde, längst verschwunden ist, zeugt von den Fähigkeiten der assyrischen Ingenieure, die sie gebaut haben.
Sennacheribs Sohn und Nachfolger, Esarhaddon (681-669 v. Chr.), wandte die gleiche Taktik wie sein Vater an, ebenso wie sein Sohn Aschurbanipal (668-627 v. Chr.), der letzte Großkönig des assyrischen Reiches, der in Schlachten so erfolgreich war, dass er 647 v. Chr. das gesamte Land Elam verwüstete. Die Historikerin Susan Wise Bauer schreibt: „Die elamitischen Städte brannten. Die Tempel und Paläste von Susa wurden geplündert. Aus keinem anderen Grund als Rache befahl Aschurbanipal, die Königsgräber zu öffnen und die Gebeine der Könige in die Gefangenschaft zu schaffen“ (414). Als er die Stadt Susa plünderte und zerstörte, hinterließ er eine Tafel, auf der er seinen Triumph über die Elamiter festhielt:
Susa, die große heilige Stadt, Wohnsitz ihrer Götter, Sitz ihrer Mysterien, habe ich erobert. Ich betrat ihre Paläste, ich öffnete ihre Schatzkammern, in denen Silber und Gold, Güter und Reichtum angehäuft wurden… Ich zerstörte die Zikkurat von Susa. Ich zertrümmerte ihre glänzenden kupfernen Hörner. Die Tempel von Elam habe ich in Schutt und Asche gelegt; ihre Götter und Göttinnen habe ich in alle Winde verstreut. Die Gräber ihrer alten und neuen Könige verwüstete ich, ich setzte sie der Sonne aus, und ihre Gebeine trug ich in das Land Ashur. Ich verwüstete die Provinzen von Elam, und auf ihr Land säte ich Salz.
Jeder Elamiter, der auch nur den geringsten Anspruch auf den Thron hatte, wurde als Sklave nach Ninive zurückgebracht. Im Einklang mit der assyrischen Politik siedelte Aschurbanipal dann große Teile der Bevölkerung in der gesamten Region um und ließ die Städte leer und die Felder unfruchtbar. Bauer schreibt:
Aschurbanipal baute nach der Verwüstung des Landes nicht wieder auf. Er setzte keine Gouverneure ein, er siedelte keine der verwüsteten Städte neu an, er unternahm keinen Versuch, aus dieser neuen Provinz Assyriens mehr als eine Einöde zu machen. Elam lag offen und unverteidigt da. (414)
Dies sollte sich später als Fehler erweisen, denn die Perser übernahmen langsam das Gebiet, das einst Elam gewesen war, und bauten die Städte wieder auf und befestigten sie. Mit der Zeit trugen sie dazu bei, das assyrische Reich zu stürzen.
Aschurbanipals Söhne, Aschur-etli-Ilani und Sin-Schar-Ischkun, hatten weder seine militärischen noch seine politischen Fähigkeiten geerbt und kämpften schon vor seinem Tod miteinander um die Kontrolle des Reiches. Nach seinem Tod im Jahr 627 v. Chr. erschöpfte ihr Bürgerkrieg die Ressourcen des Reiches und bot den unter assyrischer Kontrolle stehenden Regionen die Möglichkeit, sich zu befreien.
Während die Fürsten um die Kontrolle des Reiches kämpften, entglitt das Reich selbst. Die Herrschaft des Assyrischen Reiches wurde von seinen Untertanen als zu hart empfunden, trotz aller Fortschritte und Annehmlichkeiten, die die Zugehörigkeit zu Assyrien mit sich brachte, und ehemalige Vasallenstaaten erhoben sich in Aufruhr.
Da kein starker König auf dem Thron saß und das Reich zu diesem Zeitpunkt bereits weit überdehnt war, gab es keine Möglichkeit, seinen Zerfall zu verhindern. Die gesamte Region erhob sich schließlich in Aufruhr, und die großen assyrischen Städte wie Ashur, Kalhu und Ninive wurden von den Medern, Persern, Babyloniern und anderen geplündert und niedergebrannt. Die historischen Aufzeichnungen der Assyrer und die riesige Tontafelbibliothek Aschurbanipals, die ihre Fortschritte in Medizin, Literatur, Religion und wissenschaftlichem und astronomischem Wissen dokumentierten, lagen alle unter den zerstörten Mauern ihrer Städte begraben, aber ihre Militärtechnik und -taktik hatte sich den Zivilisationen und Kulturen, die sie einst erobert hatten, fest eingeprägt.
Diese Technologie und ihr militärisches Modell wurden in die Armeen ihrer Nachfolger übernommen. Die spätere römische Militärmacht und -taktik, einschließlich der Belagerungsmaschine und des massenhaften Abschlachtens derjenigen, die sich der römischen Herrschaft widersetzten, waren lediglich eine Weiterentwicklung des Modells der Kriegsführung, das die Assyrer Jahrhunderte zuvor geschaffen hatten.