Wenn die Erkrankung der Halswirbelsäule mehr als nur den Bandscheibenraum umfasst, kann der Wirbelsäulenchirurg die Entfernung des Wirbelkörpers sowie der Bandscheibenräume an beiden Enden empfehlen, um den Halswirbelkanal vollständig zu entlasten.
Dieser Eingriff, eine zervikale Korpektomie, wird häufig bei mehrstufiger zervikaler Stenose mit Rückenmarkskompression durch Knochenspornwachstum (Osteophyten) durchgeführt.
Siehe zervikale Osteophyten: Symptome und Diagnose
Was passiert bei der anterioren zervikalen Korpektomie?
Das allgemeine Verfahren für die anteriore zervikale Korpektomie ist wie folgt:
- Der Ansatz ist ähnlich wie bei einer Diskektomie (anteriorer Ansatz), obwohl oft ein größerer und vertikalerer Einschnitt im Nacken verwendet wird, um eine umfangreichere Freilegung zu ermöglichen.
- Der Wirbelsäulenchirurg führt dann eine Diskektomie an beiden Enden des zu entfernenden Wirbelkörpers durch (z. B. C4-C5 und C5-C6 zur Entfernung des C5-Wirbelkörpers). Es kann auch mehr als ein Wirbelkörper entfernt werden.
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- Das hintere Längsband wird häufig entfernt, um den Zugang zum Halswirbelkanal zu ermöglichen und um sicherzustellen, dass der Druck auf das Rückenmark und/oder die Nervenwurzeln vollständig beseitigt wird.
- Der Defekt muss dann mit einer geeigneten Fusionstechnik rekonstruiert werden.
Anteriore zervikale Korpektomie Risiken und Komplikationen
Technisch ist eine Korpektomie eine schwieriger durchzuführende Wirbelsäulenoperation. Ähnlich wie bei der Diskektomie gehören zu den Risiken und möglichen Komplikationen dieser Operation bei zervikaler Spinalstenose:
- Schädigung der Nervenwurzeln
- Schädigung des Rückenmarks
- Blutungen
- Infektion
- Verschiebung des Transplantats
- Schädigung der Luftröhre/Speiseröhre
- Anhaltende Schmerzen.
Eine Korpektomie ist jedoch ein umfangreicherer Eingriff als eine Diskektomie, so dass die Risiken statistisch gesehen größer sind, insbesondere im Hinblick auf neurologische Probleme, Knochentransplantation und Blutungen.
Das Risiko, das Wirbelsäulenchirurgen am meisten beunruhigt, ist die Schädigung des Rückenmarks, die zu einer vollständigen oder teilweisen Tetraplegie führen kann. Dabei ist zu bedenken, dass Korpektomie-Operationen meist bei erheblichen Rückenmarksproblemen durchgeführt werden, die das Rückenmark einem größeren Risiko für Probleme während der Operation aussetzen, unabhängig von der Geschicklichkeit und Finesse, mit der der Eingriff durchgeführt wird.
Um dieses Risiko in den Griff zu bekommen, wird die Funktion des Rückenmarks während der Operation häufig durch somatosensorisch evozierte Potenziale (SSEPs) überwacht. SSEPs erzeugen einen kleinen elektrischen Impuls in den Armen/Beinen, messen die entsprechende Reaktion im Gehirn und zeichnen die Zeit auf, die das Signal braucht, um das Gehirn zu erreichen. Eine deutliche Verlangsamung der Zeitspanne kann auf eine Schädigung des Rückenmarks hinweisen.
Es besteht auch ein geringes Risiko, dass bei der Entfernung des Wirbelkörpers die seitlich der Wirbelsäule verlaufende Wirbelarterie verletzt wird, was zu einem zerebrovaskulären Unfall (Schlaganfall) und/oder lebensbedrohlichen Blutungen führen kann. Dieses besondere Risiko ist bei bestimmten Tumorentfernungen oder Infektionen der Wirbelsäule größer.
Strebenimplantat zur Erzielung einer Wirbelsäulenfusion
Nach einer Korpektomie muss der Chirurg den entstandenen Defekt mechanisch rekonstruieren und mit einer Wirbelsäulenfusion die langfristige Stabilität der Wirbelsäule gewährleisten. Ein Strebentransplantat ist ein Knochenstück (1-2 Zoll), das in die durch die Korpektomie(n) entstandene Mulde eingesetzt wird und die vordere Wirbelsäule stützt. Das Transplantat kann entweder ein Allotransplantat oder ein Autotransplantat sein. In der Regel folgt dann eine anteriore Instrumentierung, um das Konstrukt zusammenzuhalten.
Alternativ können „Cages“ aus Titan oder anderen synthetischen Materialien als Alternative zu Strebentransplantaten verwendet werden. Solche Cages werden in Kombination mit Knochentransplantaten verwendet, bei denen es sich in der Regel um „lokales“ Eigenknochenmaterial handelt, das dem Patienten bei der Entfernung der Wirbelkörper entnommen wird. Wenn mehrere Ebenen verschmolzen sind, kann eine zusätzliche posteriore Fusion und Instrumentierung empfohlen werden, um die Wirbelsäule zu stabilisieren.